Werdenfels als Geistliches Zentrum
Sätze wie „Ich fühle mich dem Haus Werdenfels verbunden“ oder „Hier ist meine geistliche Heimat“ hören wir häufig.
Wer kommt zu uns?
Menschen die offen suchen und Menschen, die gefundene Antworte vertiefen wollen. Solche, die in der Kirche arbeiten und solche, die ihr eher fernstehen. Ein Gefühl ist verbreitet unter unseren Gästen: nach Werdenfels kommen ist wie Heimkommen.
In einer Zeit der Umbrüche können lieb gewordene Orte ihre Bedeutung verlieren. Die Sehnsucht, sich zu verorten, bleibt. Seit wir denken können, ist Kirche im Umbruch.
Das kann ganz schön bedrohlich sein, denn das „nichts bleibt wie es ist“ fühlt sich unsicher an.
Im Haus Werdenfels übersetzen wir das in: „Leben ist Entwicklung“.
Unser Leben ist werden, wachsen, blühen, reifen, vergehen, neuanfangen – immer wieder. Das klingt tröstlich und hoffnungsvoll zugleich. Und ist die Botschaft die wir unseren Gästen mitgeben wollen.
Wie lässt sich das in Haus Werdenfels erleben?
· Werdenfels ist bunt
Menschen sind verschieden. Und in einem Leben durchlaufen wir verschiedene Phasen. Wir verändern uns ständig.
Uns liegt am Herzen, dass alle, die uns besuchen, das Gefühl haben, sie können kommen mit dem, was sie gerade sind oder wonach sie sich sehnen.
… weil der Glaube bunt ist.
In Gottesdiensten pflegen wir Vertrautes und suchen neue Wege. Wir feiern gemeinsam die Eucharistie und beten mit den Psalmen (das Stundengebet der Kirche).
Wir feiern Gott in unserer Mitte mit Lobpreis und Anbetung, wir tanzen, tönen, meditieren und erschließen uns mit kreativen Methoden das Wort Gottes.
Unsere Hausgemeinschaft besteht aus Menschen die in Haus Werdenfels leben. Als kleine Gruppe betet sie gemeinsam mit unseren Gästen. Unsere Gebetszeiten erleben wir als gebetete Zeiten.
In Exerzitien unterschiedlichster Formate, geistlichen Angeboten und Fortbildungen, vertiefen wir schon gemachte Erfahrungen und unterstützen dabei, offene Fragen zu stellen.
· Werdenfels ist weit
Den Fragen, die wir selbst haben und die unsere Gäste mitbringen, geben wir Raum.
„Woher komme ich und wohin geht die Entwicklung?“ ist oft der Kern, aus dem konkrete Fragen auftauchen.
Um diese Fragen für uns zu beantworten und unser Leben als sinnhaft erfahren zu können, müssen wir mit uns selbst und miteinander in einen guten Kontakt kommen.
Das Licht des Glaubens kann uns helfen, Antworten zu entdecken.
Weit zu werden und sich tief verwurzeln zu können, macht uns lebendig.
Wir im Haus Werdenfels haben keine fertigen Antworten parat.
Was haben wir dann?
Wir können Ihnen den Raum geben, damit Sie wieder an den Glauben an Ihre innere Weisheit gelangen können. Das ist die Quelle, aus der Antworten reifen.
Der Glaube an diese Weisheit ist die Haltung, aus der heraus wir Menschen begleiten.
· Werdenfels ist klar
Unsere Bruder-Klaus-Kirche bringt das ins Bild, schöner als jedes Wort.
Unsere Kirche ist hell, klar und ohne Ablenkung.
Es ist Ihnen möglich, sich in diesem Raum zu sammeln und zu weiten.
Hier können Sie auf die Stimme Gottes hören: im Wort Gottes, in Ihrem eigenen Herzen und in der Wahrnehmung all dessen, was Ihnen das Leben schenkt und zumutet.
·Werdenfels ist geerdet und gehimmelt
Schon zu Beginn der Geschichte von Haus Werdenfels als Diözesanes Exerzitienhaus waren die Mallersdorfer Franziskanerinnen in allen Bereichen tätig.
Wie war das spürbar? Durch Freude am Gebet und sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Werdenfels liegt mitten in wunderbarer Natur. Wenn wir über die Schöpfung staunen, erkennen wir in ihr die Schönheit des Schöpfers und seine Fürsorge.
Diese franziskanischen Grundhaltungen prägen den Geist des Hauses. Heute leben drei Franziskanerinnen aus zwei Gemeinschaften im Haus Werdenfels.
Sie sind in einer gemeinsamen Aufgabe verbunden und den Menschen, die kommen und gehen, freundlich und aufmerksam zugewandt.
Die Wahrheit des Christlichen liegt in einem weiten Lebensgefühl. Wir können es uns erlauben, mit einem weiten und großzügigen Herzen zu denken. Wenn wir Verschiedenheiten mit einem freundlichen „und – und“ statt einem „entweder – oder“ anschauen, erleben wir uns verbunden.
Das „und – und“ lässt uns offen sein für die Erfahrungen, die unsere Gäste mitbringen.
Das „und – und“ lässt uns unsere Verwurzelung in Christus und dem dreifaltigen Gott wahr- und entnehmen.
Diese Offenheit ist es, was unser Haus erdet und himmelt.
Sr. Magdalena Morgenstern, Franziskanerin von Sießen
DNA des Haus Werdenfels
Über die Geduld
Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären …
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt, lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
Rainer Maria Rilke, Viareggio bei Pisa (Italien), am 23. April 1903